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Bömer, Aloys [Hrsg.]; Degering, Hermann [Gefeierte Pers.]
Mittelalterliche Handschriften: palaeographische, kunsthistorische, literarische und bibliotheksgeschichtliche Untersuchungen ; Festgabe zum 60. Geburtstage von Hermann Degering ; mit 1 Farbentaf. und 16 Taf. in Lichtdr. — Leipzig, 1926

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AUS DER ZEIT DES ÜBERGANGS
VON DER HANDSCHRIFT ZUM DRUCK
VON MAX JOSEPH HUSUNG, BERLIN
Nach einem Bande der Preußischen Staatsbibliothek
Mil 2 Tafeln
1. Matteo Battiferri als Miniaturist und als Bibliophile
ES war die Zeit, als das gedruckte Buch seinen Siegeszug, fast ohne ein Hindernis
zu finden, unablässig fortsetzen konnte. Und trotzdem gab es, besonders in Italien,
noch eine Reihe von Bibliophilen, die in einer edlen Art von Konservativismus am
Alten, am geschriebenen Buche, festhielten. So lesen wir, in der Schilderung der
Bibliothek des Herzogs Federico von Urbino (f 1482) von Vespasiano da Bisticci1),
daß in dieser Bibliothek alle Bücher mit der Hand geschrieben waren, und daß
kein einziges gedrucktes Buch darunter zu finden sei; über ein solches würde der
Besitzer sich geschämt haben.
Und dennoch, auch diese wenigen Getreuen mußten kapitulieren. Auch sie
waren schließlich gezwungen, dem neuen Herrn, dem gedruckten Buche, sich zu
unterwerfen. Jedoch verstand man es, diesen Besiegten die Niederlage möglichst
erträglich zu machen. Daß nämlich das gedruckte Buch in den ersten Zeiten das
geschriebene Buch vortäuschen sollte, ist selbstverständlich. Die mehr oder weniger
weitgehende Beigabe von gemalten Initialen und von Randschmuck zielte in diese
Richtung, und es werden wirklich wohl auch ganze Reihen von Druckwerken als
„handgeschrieben“ verkauft worden sein. Die Ausmalung der ersten Blätter beim
gedruckten Buche aber und die Beigabe von reichverzierten Blättern am Anfänge
desselben war, wie man weiß, gerade in Italien besonders beliebt, und gerade in
Italien behielt man diese Übung besonders lange bei, zum großen Teile aus Gründen
also, die wir am Anfang dieser Zeilen entwickelt haben.
Zu jenen Anhängern des alten Buches muß wohl auch Matteo Battiferri gehört
haben. Der stammte aus Urbino und hatte in Ferrara sich dem Studium der Medizin
') Vite di uomini illustri del secolo XV .. . rivedute sui manoscritti da Ludovico Frati. Vol. 1 (= Collezione
di opere inedite o rare dei primi tre secoli della lingua pubbl. per cura della R. Commissione pe’testi di lingua
nelle provincie dell’Emilia. Vol. 35). Bologna 1892. Seite 302. Vgl. auch die Übersetzung von Paul Scbubring in:
Das Zeitalter der Renaissance ... 2. Serie. Band 2. Jena 1914. Seite 197. — Moritz Sondheim, Frankfurt a.M.,
wies mich auf diese Stelle hin.
 
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